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Uettingen – Eine wunderbare Predigt von Pfr. Grönert mit etwas anders angezogenen Ministranten.

Faschingspredigt 2013

Donnerstag, 20. September 2012
Im Pfarrgemeinderat einem uns bekanntem fränkischem Dorf wird über Gott und die Welt diskutiert. Der abwesende Ortspfarrer, Monsignore Hühnerbein, ist schon ziemlich alt und seine Predigten tragen in letzter Zeit immer weniger zur Erbauung der Gemeinde bei. Es muss etwas geschehen, so sind sich alle einig.
Nach zweieinhalb Stunden erfolglose Diskussion und etlichen Schoppen Lambrusco, gestiftet vom örtlichen Gastwirt Pippo kommt Jugendvertreter Thomas K. die rettende Idee: Wenn die im Fernsehen den Superstar suchen und den Dschungelkönig und den Supernarr, dann machen wir bei uns ein Pfarrer-Casting. Und da Monsignore Hühnerbein demnächst 8 Wochen zur Kur weilt, nimmt die Idee mehr und mehr Formen an.
Wir tun was für eine lebendige Gemeinde – wir fördern neue Talente ans Tageslicht.
Sonntag, 30. September 2012
Der erste Sonntag des Prediger – Castings: Elektrikermeister Martin M. tritt auf die Kanzel und predigt von Licht und Dunkelheit. Als er sich nach der Frage, woher wohl das Licht kommt – dann in die Berechnung versteigt, wie viel Meter Kabel Gott bei seinem Satz „Es werde Licht“ benötigte, beginnt die andächtig versammelte Gemeinde erstmals an der Erleuchtung der Casting – Idee zu zweifeln
Sonntag, 07. Oktober – 2. Sonntag des Pfarrer – Castings
Die ehemalige Gemeindereferentin Roswitha H. will nun seinerseits etwas zur Erneuerung der Kirche beitragen und widmet ihre Predigt den verrohten Sitten der heutigen Jugend. Die nach 25 Minuten allmählich andächtig entschlafene Gemeinde wird plötzlich hellwach, als sie zu den Jugendsünden der anwesenden Familienvätergeneration kommt. Kurz vor der Erwähnung der Faschingsparty von 1985 dreht in einem Akt der Verzweiflung Organist Klaus F. kurzerhand das Mikrofon ab.
Sonntag, 14. Oktober – 3. Sonntag des Prediger – Castings
Kirche – verständlich für alle, das ist das erklärte Ziel der Kindergärtnerin Fräulein Kornelia C. Die Gestaltung ihrer Predigt mit vielen bunten Tüchern, Klangschalen und Orff- Instrumenten verzaubert die anwesende Kinderschar. Bei der Geräuschuntermalung zum Sturm auf dem See eskaliert jedoch die Lage leicht und die Kinder beginnen nun auf eigene Faust die Predigt musikalisch zu interpretieren. Durch einen Schlag mit der posaune von Jericho in Richtung Ambo beendet der dreijährige Fritz abrupt die gutgemeinte Predigt.
Sonntag, 21. Oktober – 4. Sonntag des  Pfarrer – Castings
Die Schülerin Katharina W. widmet ihre Predigt der Situation der Frau in der Kirche. Da sie zu ihrem Thema im Minirock und mit tiefem Ausschnitt erscheint, hat sie die Männerwelt sehr rasch auf ihrer Seite, was aber nicht heißt, dass jemand ihren Worten zuhört. Zumindest, so die Jury sei über diese Predigt an den Mittagstischen in den Familien am heftigsten diskutiert worden, wenn auch nicht über den Inhalt.
Sonntag, 28. Oktober – 5. Sonntag des Prediger – Castings
Da der Oberministrant David S. nicht mit körperlichen Reizen aufwarten kann, versucht er mit Hilfe übermäßigem Weihraucheinsatzes die Zuhörer zu beeinflussen. Die von ihm beigemischten äh Kräuter auf heimischen Anbau zaubern ein glückliches Lächeln auf die Gesichter der Gottesdienstbesucher. An die Predigt kann sich hinterher allerdings niemand mehr erinnern.
Sonntag 04. November – 6. Sonntag des Pfarrer – Castings
Die Kirche muss moderner werden beteuert Jugendvertreter Thomas K. und trägt seine Predigt im Rapper Stil mit Unterstützung einer 2000 Watt Anlage vor. Die anwesenden 15 Jugendlichen, die als einzige der Gemeinde länger als 5 Minuten im Gotteshaus aushalten, sind begeistert. Lediglich Oma Paula sitzt noch in ihrer Bank und glaubt an ein Wunder, da sie trotz vergessenem Hörgerät alles verstehen kann.
Sonntag, 11. November 2012 – 7. Sonntag des Prediger – Castings
Kirche muss aktuelle Themen aufgreifen, so die These des Öko-Landwirts Thomas H., der nun die Chance wahrnimmt, und über Sinn und Unsinn der Gentechnik referiert. Ob die nach 35 min Predigt geworfene Tomate nun genfrei war oder ob sie aus Holland kam, lässt sich im nachhinein nicht mehr feststellen. Sicher ist allerdings, dass die von Bauer H. zu demonstrationszwecken mitgebrachten, und nun in einem Anflug von Wut zurückgeworfenen Eier 100% genfrei und aus heimischer Erzeugung waren.
Nach 7 Sonntagen abwechslungsreicher Predigten stehen die Menschen nun auf dem Kirchplatz. Noch nie wurde so heftig über die Sonntagspredigt diskutiert wie in diesen Wochen. Und noch nie hat sich die Gemeinde wieder so auf eine ganz normale SonntagsPredigt von ihrem alten Monsignore gefreut.

Anmerkung von Pfr. Grönert: Ähnlichkeiten mit lebenden und bekannten Personen entstammen der Fantasie des Lesers.

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