Der Stein ist weggerollt. Das Grab ist leer. Was ist hier geschehen ? Du weißt: Alle Lebensgeschichten enden in Gräbern. Das ist die Wahrheit und das ist deine Erfahrung. Auch diese Geschichte musste hier enden. Diese Geschichte des Jesus von Nazareth. Auch wenn er immer vom Himmel gesprochen hat und vom ewigen Leben. Auch wenn er so viele Geschichten erzählt hat vom Reich Gottes und wie nah uns Gott ist. Jetzt wissen auch die Naiven und die Phantasten, die mit ihm umhergezogen sind, dass ER ihnen etwas vorgemacht hat, dass sie sich etwas vorgemacht haben. Fischer und anderes Volk, anfällig für Versprechungen jeder Art. Es haben doch alle gesehen, wie er am Kreuz zusammengesunken ist. Und unter Bewachung hat man ihn hier begraben und mit dem großen Stein versiegelt. Auch wenn er noch so vom Himmel geschwärmt hat ist er hier gelandet. Hier, wo alle Lebensgeschichten enden. Doch jetzt.... Der Stein ist weg, das Grab ist leer . Und Frauen erzählen aufgeschreckt phantastische Geschichten. "Seht doch- das winzig kleine Samenkorn. Es verschwindet fast in der Handfläche. Man lässt es auf die Erde fallen. Vielleicht vergisst man es. Und doch steckt in ihm die Kraft des Lebens! Es wird aufkeimen und es bringt reiche Frucht." Das hat er, Jesus einmal gesagt. Und wenn das nicht nur ein Gleichnis war? Wenn das die Wahrheit ist? Er selbst das Saatkorn ? Er selbst, das aufbrechende neue Leben? Dann ist das Grab nicht das Ende, sondern der Anfang. Dann wird immer wieder neues Leben aufbrechen. Noch scheint der Tod die Macht zu haben. Aber in Wahrheit hat das neue Leben schon begonnen. Unsere Augen müssen sich erst gewöhnen an das Osterlicht. Und Wachstum braucht Zeit. Aber wir halten die Saat des Glaubens und der Liebe und der Hoffnung in den Händen.
Ostergedanken von Pfarrerin Dr. Annegret Ade